Schocktober #10: Beetlejuice

Achja, der gute alte Tim Burton-Stil der 80er! Wir alle haben ihn noch in Erinnerung, doch wie zeitlos ist er wirklich? Und so spürte ich schon beim Griff ins DVD-Regal einen Schauder – bevor ich auch nur eine Sekunde des Films gesehen hatte. Kann Beetlejuice aus dem Jahr 1988 wirklich noch mit heutigen Standards mithalten. Die Antwort gibt unser Schocktober #10…

Nach 92 Minuten ließ ich mich zufrieden in meine Couch zurückfallen und atmete tief durch: Ja, Beetlejuice kann man auch im Jahr 2019 noch problemlos anschauen. Eine stylische, bunte und spaßige Geisterhaus-Komödie, die in ihrer Machart immer besonders bleiben wird. Regisseur Tim Burton setzt vor allem auf handgemachte Stop-Motion-Effekte, extravagante Ausstattung und quietschendes Set-Design. Einfach nur schön!

Adam (Alec Baldwin) und Barbara (Geena Davis) kommen bei einem Autounfall ums Leben und finden sich schließlich als Geister in ihrem eigenen Haus wieder. Als eine neue Familie aus New York einzieht und ihren spleenigen Kunstgeschmack verbreiten möchte, wollen Adam und Barbara die Familie aus ihrem Haus verjagen. Doch leider sind sie keine geübten Geister und müssen so bald auf die Hilfe des freiberuflichen Bio-Exorzisten Beetlejuice (Michael Keaton) setzen.

Keatons Bewerbung für Batman

Schmierig, dreckig, pervers – Michael Keaton macht seine Sache wirklich hervorragend. Auch wenn er den ganzen Film über nur 17 Minuten Screenzeit hat, sind seine Szenen natürlich die Highlights des gesamten Films. Ein bisschen Saul Goodman, ein bisschen Dschinni – nur in böse: Keaton empfiehl sich mit dieser Rolle allen voran auch für seine Darstellung als Batman in den folgenden Jahren.

Doch auch andere Szenen bleiben im Gedächtnis. Als Adam und Barbara nach ihrem Tod im Amt für frisch Gestorbene vorstellig werden müssen, brennt sich der surreale und herrlich-schräge Look der Flure und Räume in die Erinnerung. Die Burton’sche Detailverliebtheit ist über jeden Zweifel erhaben, Filmliebhaber werden eigentlich jede Sekunde verwöhnt. Na gut, den kurzen Ausflug in die Hölle und zu den dazugehörigen Sandwürmern muss man jetzt nicht unbedingt erwähnen, aber diese kleinen optischen Ausrutscher seien verziehen.

In Beetlejuice geht es schon ziemlich verrückt vor sich © Mission Film

Beetlejuice ist aber auch ein Film, der von Szene zu Szene lebt. Der eigentliche Plot gerät da schon fast ins Hintertreffen. Wenn zum Beispiel die neu-eingezogene Familie samt Gästen plötzlich – von Geisterhand – zum Banana Boat Song tanzt, ist das vielleicht eine der besten und lustigsten Filmszenen aller Zeiten. Die eigentlichen Nebendarsteller rund um Catherine O’Hara, Jeffrey Jones und Glenn Shadix werden hier plötzlich zu absoluten Krachern und werten den Film innerhalb weniger Sekunden noch mehr auf.

Ein optischer Kick

Da macht es auch nichts, dass die junge Winona Ryder trotz unübersehbarem Potenzial ein bisschen abfällt. Ihre Szenen als Gothic-Mädchen mit Emo-Anleihen sind dafür einfach nicht poppig genug und verlieren sich immer ein wenig in sich selbst. Dennoch: Auf den ersten Blick haben viele Charaktere in Beetlejuice das Potenzial, nervig zu sein. Doch zumindest aus meiner Warte, passiert das in keinem Moment.

Ein echter Hingucker – viel Witz, viel Charme und tatsächlich doch auch ein paar Ekel-Szenen. Da wird sich zum Beispiel einfach mal mir nichts, dir nichts, das Gesicht abgezogen, langgezogen, kleingezogen… Das Ganze erinnert natürlich mehr an Geisterbahn vom Rummelplatz als an wirkliche Schocker. Und trotzdem: Gerade für zartbesaitete Zuschauer, ist Beetlejuice eine hervorragende Wahl für den Schocktober.


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